Remdesivir: Das Ebola-Medikament, das auch gegen Corona helfen könnte

Der Wirkstoff von Remdevisir soll bei der Behandlung des Coronavirus helfen.

Der Wirkstoff von Remdevisir soll bei der Behandlung des Coronavirus helfen.

Hannover. Es war Ende Februar, da erlaubten chinesische Behörden das amerikanische Antivirusmedikament Remdesivir zur Behandlung von Coronavirus-Erkrankten für klinische Versuche mit dem neuen Coronavirus. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, begannen 761 Patienten, die mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sind, mit der Einnahme des Medikaments.

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Auf dem liegen mittlerweile weltweit Hoffnungen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) testet den Wirkstoff, in Europa sprach die Arzneimittelbehörde Ema eine Empfehlung für den Einsatz aus. Die USA erlauben den Einsatz des Ebola-Medikaments offiziell als Corona-Wirkstoff. Auch in Deutschland darf der Wirkstoff in Einzelfällen bei schwer erkrankten Patienten genutzt werden.

Nach Ansicht deutscher Experten sind die Ergebnisse einer kürzlich erschienen US-Studie zu Remdesivir ausreichend belastbar. Es seien genügend Patienten untersucht worden; unter Therapie mit Remdesivir seien sie früher aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagt etwa Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing. Mit Remdesivir behandelte Patienten sind nach durchschnittlich 11 Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. „Somit sind wesentliche Endpunkte der Studie erreicht worden, so dass an einer raschen Zulassung der Substanz aus meiner Sicht wenig Zweifel bestehen dürfte.”

Auch Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln, Leiter einer klinischen Prüfung von Remdesivir (GS-5734) bei Patienten in Deutschland, rechnet aufgrund der positiven Ergebnisse mit einer baldigen Zulassung.

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Was ist Remdesivir?

Remdesivir ist ein Wirkstoff, der von Gilead Sciences, einem amerikanischen Pharmaunternehmen, entwickelt wurde. Für Cao Bin, Leiter des klinischen Studienprogramms des Arzneimittels in China, war die schon im Februar Sache klar: Remdevisir habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem 2019-nCov genannten neuen Virus gezeigt. Bei einem Patienten linderte Remdesivir die Krankheitssymptome – in diesem Fall die Lungenentzündung – innerhalb kurzer Zeit.

Remdesivir wurde ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt und zeigte in Laborversuchen einige Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2. In Zellversuchen stoppte es die Vermehrung des Virus, in Tierversuchen wirkte es gegen andere Coronavirus-Infektionen wie Sars und Mers.

Remdisivir bislang nur in den USA zugelassen

Remdesivir war bis kurz vor dem Test noch nirgendwo auf der Welt lizenziert oder zugelassen. Auf Nachfrage der behandelnden Ärzte, und mit Unterstützung der örtlichen Aufsichtsbehörden, die die Risiken und Vorteile der Bereitstellung eines experimentellen Arzneimittels ohne Daten abgewogen haben, wurde Remdesivir China zur Verfügung gestellt. Zunächst für eine kleine Anzahl von Patienten – als Notfallbehandlung ohne genehmigte Behandlungsoptionen. Nur wenige Wochen später erlauben die USA den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Krankenhäusern. Die Ausnahmegenehmigung sei angesichts der Coronavirus-Pandemie „in Lichtgeschwindigkeit” zustande gekommen, sagte der Chef der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde Stephen Hahn. Der Chef des Arzneimittelherstellers Gilead, Daniel O’Day, erklärte, das Unternehmen werde US-Behörden 1,5 Millionen Dosen Remdesivir spenden.

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Erste Erfolge bei der Behandlung

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung des Ebolavirus entwickelt, erwies sich aber als unwirksam. Eine Studie aus Amerika, die im New England Journal of Medicine erschienen ist, zeigte aber, dass Remdesivir bei der Behandlung des Coronavirus helfen kann. Ein infizierter Patient, der an einer Lungenentzündung erkrankt ist, erhielt am siebten Tag seiner stationären Behandlung Remdesivir verabreicht, kurze Zeit später verbesserte sich sein Zustand laut Studienautoren.

Als „hochwirksam“, zumindest auf Zellebene, wurde der Wirkstoff von einer weiteren Forschergruppe eingestuft. Die Gruppe verfolgte den Ansatz, bereits vorhandene Wirkstoffe bei der Behandlung verwandter Virusinfektionen zu testen – das Coronavirus gehört zur Gruppe der Betacoronaviren, zu der auch das Sarsvirus zählt. Medikamente, die bei diesen Erkrankungen zum Einsatz kamen, wurden von den Forschern getestet.

Mehrere Faktoren ungeklärt

Allerdings merkten mehrere Forschungsgruppen an, dass zu Remdevisir dringend weiter geforscht werden müsste. Das sieht auch die Arzneimittelbehörde Ema so. Das europäische Organ kündigte Ende April an, die Wirksamkeit von Remdesivir weiter zu überprüfen. Jedoch betonte die Ema, es handele sich vorerst um eine Evaluation des Medikaments. Es bedeute nicht, dass „die Vorteile die Risiken überwiegen".

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Die Ema rät beim Einsatz von Remdevisir zur Vorsicht, weil unter Umständen Leber oder Niere durch das Medikament in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Ebenso gibt es laut Ärzteblatt Hinweise darauf, dass Patienten überempfindlich auf Remdevisir reagieren könnten: Der Fachzeitschrift zufolge kam es bei Studien mit Ebola-Patienten zu tödlichen Folgen.

RND/ame/hö/vca



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